Geistlicher Impuls aus der Erfahrung des Welttreffens in Amiens

Das geistliche Motto des diesjährigen Weltdelegiertentreffens der GCL lautete „Discerning paths for hope“. Dabei kommt es auf die genaue Übersetzung an, über die wir unter uns Delegierten gesprochen haben. Denn es heißt nicht: „Discerning paths of hope“, sondern „for hope“! Im Deutschen muss es also lauten: „Wege zur Hoffnung unterscheiden“, nicht: „Wege der Hoffnung.“

Wenn wir „Wege der Hoffnung“ sagen, dann ist die Hoffnung etwas, das uns geschenkt ist und das wir empfangen – dankbar empfangen. So spricht etwa der Erste Petrusbrief davon, dass wir „eine lebendige Hoffnung haben durch die Auferstehung Jesu Christi“. (1 Petr 1,3) Diese Hoffnung kommt, weil wir vom Evangelium gehört haben. Für mich ist das ein großes Geschenk, dass ich davon hören konnte, und ich bin dankbar für die Menschen, die mir davon auf gute Weise erzählt haben. So schreibt Paulus im Kolosserbrief: „Ihr müsst unerschütterlich und unbeugsam am Glauben festhalten und dürft euch nicht von der Hoffnung abbringen lassen, die euch das Evangelium schenkt. In der ganzen Schöpfung unter dem Himmel wurde das Evangelium verkündet; und ihr habt es gehört.“ (Kol 1,23) Wege der Hoffnung sind Wege wie bei einer Wanderung, Wanderwege, die beschildert sind. Auf ihnen kann ich gehen! Und unsere typischen „Lebensmittel“ aus der ignatianischen Spiritualität können wir dazu mit auf die Reise nehmen (z.B. Tagesrückblick, Schriftbetrachtung, Exerzitien).

Wenn wir stattdessen „Wege zur Hoffnung“ sagen, dann werde ich aktiv, gerade auch in Zeiten der Unsicherheit, wie wir sie alle derzeit erleben. Wir bahnen die Wege, wir suchen die Pfade und gehen sie – allein und mit anderen. Unser Ziel ist es, wieder auf einen „Weg der Hoffnung“ zurückkehren zu können – oder einen neuen „Weg der Hoffnung“ zu erschließen und für andere begehbar zu machen. Es kann aber auch sein, dass wir aktuell mehr in eine Situation kommen, in der wir immer wieder neu „Wege zur Hoffnung“ suchen und finden müssen. Bischof Overbeck sprach beim Gesamttreffen von einer nach-säkularen Gesellschaft, in der wir leben. In ihr sind die Wege zur Hoffnung immer wieder neu zu bahnen – und „in allem und mit allen“ zu suchen und zu finden.

Ein Anliegen des Welttreffens war es „To embody hope in our region“. Mit gefällt hier die englische Formulierung. Hoffnung soll verkörpert werden, sie soll konkret werden in unserer Region! So kann uns das Weltdelegiertentreffen Schwung verleihen, in der nächsten Zeit Hoffnung zu verkörpern, sie Gestalt werden lassen.

Auf diesen Wegen zur Hoffnung wünsche ich uns Gottes Segen!

Frank Beyersdörfer
Stv. Vorsitzender der GCL in Deutschland
Mitglied der GCL-Diözesangemeinschaft München und Freising
Einer von vier deutschen Delegierten beim Weltdelegiertentreffen 2023 in Amiens